Ratgeber Brustkrebs
Das Wächterlymphknoten-Verfahren
Zu den mit einer Brustkrebs-Operation verbundenen Ängsten gehört die Furcht vor Komplikationen und bleibenden Folgen der Entfernung der
Lymphdrüsen im Achselbereich. Das "Wächterlymphknoten-Verfahren" macht diese Angst gegenstandslos.
Lymphknoten sind "Filter", die aus den Lymphbahnen alles abfangen, was darin nichts zu suchen hat: Gifte, Erreger, Zellfragmente, gegebenenfalls auch Brustkrebszellen, die mit der Lymphe ausgewandert sind. Der Wächterlymphknoten, englisch auch Sentinel node genannt, ist derjenige Lymphknoten, zu dem die Lymphe aus dem Tumorgebiet als erstes abfließt. Erst danach erreicht sie weitere Lymphknoten im Gebiet der Achselhöhle. Dieser Lymphknoten "wacht" also über die anderen Lymphknoten. Er ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der erste Lymphknoten, in dem sich Tumorzellen ansiedeln.
Wie funktioniert das Prinzip des Wächterlymphknotens?
Lymphknoten, die von
Krebs befallen sind, müssen entfernt werden, um die Erkrankung heilen zu können. Allerdings konnte der Operateur bisher nicht wissen, ob oder welche Lymphknoten
überhaupt Krebszellen enthalten. Werden viele Lymphknoten im Bereich der Achselhöhle entfernt, besteht die Gefahr, dass sie unnötig entfernt werden. Dies könnte vor
allem bei Frauen der Fall sein, deren Tumor früh entdeckt wurde.
Beim Wächterlymphknoten-Verfahren wird der erste Knoten der Lymphstrombahn ausfindig gemacht, während der Brustkrebsoperation entfernt und auf Krebszellen hin
untersucht. Das Aufspüren des Wächterlymphknotens geschieht, indem man ihn mit einem Farbstoff oder einem schwach radioaktiven Eiweißpräparat markiert.
Welchen Vorteil bietet die Wächterlymphknoten-Methode?
Findet der Pathologe im Wächterlymphknoten-Präparat keine Krebszellen, kann auf die Entfernung der anderen Lymphknoten verzichtet werden. Nur wenn der
Wächterlymphknoten Krebszellen enthält, werden die anderen bis zu 15 Lymphknoten im Achselbereich ebenfalls entfernt.
Fällt die Operation im Bereich der Achselhöhle aufgrund dieses Verfahrens kleiner aus, treten erheblich seltener Probleme wie eine Bewegungseinschränkung des Arms,
Gefühlsstörungen oder ein Lymphstau auf. Die Betroffenen sind nach der Operation schneller wieder fit und können bald wieder Sport treiben.
Zur Sicherheit des Verfahrens
Noch ist das Wächterlymphknoten-Verfahren nicht 100 prozentig sicher. Vor allem bei großen Tumoren oder solchen mit mehreren Herden ist Vorsicht angebracht. Da
sie aufgrund ihrer Ausdehnung sowohl das oberflächliche als auch das tiefe Lymphsystem in der Brust benutzen, könnten die Tumorzellen den in der Achselhöhle
gelegenen Wächterlymphknoten möglicherweise einfach überspringen.
Deshalb wird das Wächterlymphkoten-Verfahren derzeit noch mit einem "Sicherheitsnetz" eingesetzt: Enthält der Wächterlymphknoten keine Krebszellen, entfernt der
Operateur in einem schonenderen Eingriff nur zehn Lymphknoten in unmittelbarer Nähe des "Wächters“.